Medien vom
Donnerstag, 17. Juli 2008
"Gefühlte" Kriminalitätsrate
Ich habe eben auf ZDFinfo einen interessanten Beitrag gesehen. Obwohl beispielsweise die Zahl der Morde, Einbrüche und Banküberfälle seit Jahren sinkt (teilweise um fast 50% in den letzten 10 Jahren), zeigen Umfragen, dass die Menschen in Deutschland der Meinung sind, diese Verbrechen hätten um bis zu 40% zugenommen. Grund dafür: die Medien, in die sich das ZDF in diesem Fall ausdrücklich mit einbezogen hat. Seit 15 Jahren steigt der Anteil an Berichterstattung über echte Verbrechen oder "Shows" über angebliche Verbrechen (Salesch, Holdt, Lenßen und Partner usw.) ständig an.

Dadurch liefern die Medien ein vollkommen falsches Bild und die Zuschauer "fühlen" einen Anstieg an Kriminalität, während diese tatsächlich abnimmt. In der Folge "fühlen" sich Politiker dazu verpflichtet, härtere Gesetze zu beschließen, obwohl die vorhandenen bewiesenermaßen funktionieren. So hat man nun 40% mehr Insassen in den Gefängnissen als vor 10 Jahren - bei deutlich weniger Verbrechen. Leider gelangen solche Informationen nie zur Hauptsendezeit in Sendungen, die große Marktanteile haben.

Bekannt ist diese falsche Medien-Realität ja schon lange, wenn einzelne Verbrechen einen Medien-Hype verursachen, der mit der Realität nichts zu tun hat. Man denke nur an die schon groteske Berichterstattung im "Fall Maddie" oder wenn ein "Ausländer" einen "Deutschen" verprügelt. Der umgekehrte Fall ist nicht mal eine Meldung wert. Oder an die Hetze gegen Computerspiele, wenn mal wieder jemand Amok läuft. Bestes Beispiel der Amoklauf in Japan vor ein paar Wochen. Hatte absolut nichts mit Videospielen zu tun, fand aber in einer Gegend statt, in der es solche zu kaufen gibt. Das alleine reichte einer eigentlich seriösen Zeitung wie der Süddeutschen, mehrere Absätze lang zwanghaft einen Bezug herzustellen, der nicht existiert.

http://www.gamestar.de/kolumnen/1946084/tragischer_amoklauf_in_tokio.html

Über die BILD-Zeitung braucht man eigentlich gar nicht reden:

http://www.gamestar.de/kolumnen/1947277/bild_zeitung.html

Medien sind keine Informationsquelle mehr, sondern ein ungenießbarer brauner Schlamm, aus dem ohne Filter nichts Brauchbares mehr zu gewinnen ist. Leider filtern die meisten Leute nicht, sondern schlucken, was geliefert wird.

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Gerade WEIL soviele Leute im Knast sitzen, gibt es sowenige Verbrechen :D

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