Neurotoxioten vom
Montag, 16. März 2009
Neurotoxioten 4
Kunden, die Schnellkassen missbrauchen. Hier im Supermarkt gibt es mehrere "Self-Checkout"-Kassen, bei denen man seinen Einkauf selbst scannt und dann Geld oder Karte in den Automaten steckt. Eine davon ist eine normale Kasse mit langem Fließband und dem Auffangbereich am Ende, die vier anderen sind kleine Kassen mit Platz für einen Einkaufskorb. An diesen Kassen steht überall deutlich "Nur 10 Gegenstände oder weniger". Die Kassen haben einen Abstellplatz für einen Korb und daneben eine Aufhängung für eine Tüte, in die man seinen Einkauf nach dem Scannen ablegt. Ich gestehe durchaus, dass ich auch mal an so eine Kasse gehe, wenn ich vielleicht 13 Gegenstände im Korb habe, böse wie ich bin.

Eines frühen Morgens: von den vier Schnellkassen sind drei außer Betrieb, es ist keine der Menschen-Kassen ist besetzt, es ist noch viel zu früh. Es sind also nur zwei Kassen funktionsfähig: eine Schnellkasse und die Selbstbedienungskasse mit dem langen Fließband. Trotz der frühen Stunde sind zwei Kunden mit vollem Einkaufswagen an den Kassen angelangt - und ich, ich bin gerade beim Bezahlen an der Schnellkasse und packe meine Sachen.

Nachdem eine der beiden Kundinnen mit vollem Wagen sich die normale Selbstbedienungskasse krallt, schnappt sich die andere die Schnellkasse! Mit einem - ungelogen - so vollen Einkaufswagen, dass sich die Ware darin über den Rand des Wagens stapelt. Zusätzlich kommt sie mit dem Scannen nicht klar, weil sie nur zufällig mal den Barcode in Richtung Scanner hält und hat natürlich schnell keinen Platz mehr für ihre gescannten Waren.

Nun hat das der Angestellte des Supermarkts, der immer bei diesen Kassen steht, weil öfters mal etwas nicht klappt oder ein Sicherheitssiegel zu entfernen ist, von Anfang an gesehen... und was macht er? Erst nachdem sie irgendetwas 10x nicht scannen kann, reagiert er. Und wie? Er hilft der Dame beim Scannen und Einpacken! Ich habe mir das Schauspiel angesehen. Es stapelten sich auf dem Boden rund um die Kasse ca. 15 volle Einkaufstüten, während sich hinter der Kasse die braven Kunden very british ebenfalls stapelten, es waren sicher ein Dutzend, mit Sandwich und ähnlichem in der Hand, auf dem Weg zur Arbeit.

Anstatt dass der Angestellte die Dame gleich darauf hinweist, dass die Kasse nur für wenige Gegenstände gedacht ist und auch nur Platz für eine Plastiktüte bietet und sich hinter ihr die Leute sammeln, die die Kasse zu Recht benutzen wollen, und sie sich doch bitte hinter den anderen Großeinkäufer einreihen sollte, hilft er ihr dabei, die Schnellkasse zu blockieren. Die Kunden in der Schlange haben nichts gesagt, aber die Blicke und das Kopfschütteln waren ziemlich eindeutig.

Ist es so schwer, eine Schnellkasse nicht mit einem vollen Einkaufswagen zu benutzen oder als Angestellter des Supermarktes einen Kunden darauf hinzuweisen, dass man mit einem vollen Wagen gar keinen Platz hat an so einer Kasse? Ganz abgesehen davon, dass es extrem unhöflich den anderen Kunden gegenüber ist, die deswegen sehr lange warten mussten.

In Deutschland hätte die gute Dame vermutlich irgendwann ein Sandwich abbekommen. Es war aber auch interessant, dass sich jeder - mich eingeschlossen - über die Dame aufgeregt und den Kopf über ihre Scan-Unfähigkeit geschüttelt hat, aber niemand ihr gesagt hat, dass sie den Barcode in Richtung Scanner halten soll. Der Gedankengang dabei: "Die dumme Kuh blockiert die Schnellkasse. DER helf' ich nicht". Wenn man selbst in der Schlange steht und warten muss, ist das aber eher kontraproduktiv. ICH war ja schon fertig.

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